Einweihung des Hospiz Schwester Paterna

am 14.Dezember 2018

Wenn man in das neue Hospiz in der Seegartenstraße eintritt, steht man in einem in warmen Gelbtönen gestrichenen Eingangsbereich mit Blick auf das Herzstück des Gebäudes, eine kleine, runde, heimelige Kapelle. Spiritueller Mittelpunkt, mit geöffneten Wänden groß genug z.B. für den Festakt zur Einweihung. Geschlossen ein Raum der Stille, der Zuflucht, des Innehaltens, umspielt vom Licht, dass durch die kunstvollen, bunten Fenster fällt, die von Joel Gabriel gestaltet wurden. Auch die großflächigen Bilder des südafrikanischen Malers Wilem Peters in Fluren und Zimmern laden zum Verweilen ein und geben den Räumen des Hospizes eine positive Atmosphäre.

Musikalisch einfühlsam umrahmt von Johanna Neudörfer und Marc Bugert, gab es nach der Begrüßung durch Pfr. Angelo Stipinovic eine Reihe von Grußworten aus Politik, Kirche, Gemeinde und der Trägerschaft. Prälat Dietmar Giebelmann segnete zum Ende der Feierstunde die Räume.

Hospiz Paterna 9Im stationären Hospiz finden schwerstkranke und sterbende Menschen in Ihren letzten Tagen und Wochen ein letztes zu Hause in dem man sich wohlfühlt. Sie und ihre Angehörige sind keine Patienten, sondern Gäste.

Vor neun Jahren hat Pfarrer Stipinovich zusammen mit der damalige Vorsitzenden des Hospizvereins Frau Dr.Hinrichs und mit dem 1. Stadtrat Ringhof die Idee des stationären Hospizes ins Leben gerufen und konsequent deren Umsetzung verfolgt. Es hat in Viernheim lange, zähe Gespräche und Diskussionen gegeben, ob die Stadt ein stationäres Hospiz braucht und nicht zuletzt auch darüber, wo eine solche Einrichtung gebaut werden soll. Hier soll es um Leben und Lebensqualität bis zu Letzt gehen, so wie es Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospizbewegung in den sechziger Jahren formuliert hat. Viernheim hat ein sehr breit aufgestelltes soziales Angebot. Da war die Zusage für das zentral zwischen Krankenhaus und Forum der Senioren gelegene Hospiz beinahe zwingend. Es steht nicht in Konkurrenz zu den zwei anderen Einrichtungen im Kreis Bergstraße, sondern versteht sich als notwendige Bereicherung. Das Gebäude steht bewusst nicht am Rande der Stadt, sondern mitten drin, mitten in der Gesellschaft. Denn Sterbende gehören nicht abgeschoben, ausquartiert und allein gelassen, sondern begleitet. Ein Zitat aus den Grußworten hat mich persönlich neben vielen anregenden Gedanken besonders berührt: „ Nicht durch die Hand, sondern an der Hand von Menschen soll der Mensch sterben“, zitierte Diözäsancaritasdirektor Domnick den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.

Lebensbegleitung im Sterben ist eine schwere Aufgabe für Angehörige, Pflegekräfte und die Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des ambulanten Hospizdienstes. Jeder einzelne muss sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, das Tabuthema Sterben und Tod überwinden und eigene Wünsche dazu formulieren. Wer will schon an die eigene Sterblichkeit erinnert werden? Aber in „guten Tagen“ zu lernen, auch das Sterben lernen, wie es Marie von Ebner Eschenbach formulierte, kann in der heutigen Zeit mit all unserem Wissen, unseren sozialen Einrichtungen und dem Engagement von Vielen gut gelingen, weil sich die äußeren Bedingungen und die Versorgung für die Zeit des Sterbens stetig verbessern.

Der neue Besprechungsraum des HospizvereinsDer Hospizverein Viernheim e.V. macht es sich täglich zur Aufgabe, Schwerstkranke und Sterbende in den letzten Wochen und Tagen ihres Lebens und deren Angehörige in dieser belastenden Zeit zu Hause zu begleiten und zu unterstützen. Wenn eine Begleitung zu Hause nicht mehr möglich ist, kommt die Professionalität der Fachkräfte im stationären Hospiz zum Einsatz. Deren Aufgabe ist es, in einem sicheren, geschützten Rahmen den letzten Teil des Lebens zu einem lebensbejahenden, schönen Teil zu machen. Ambulanter Verein und stationäres Hospiz haben das gleiche Ziel und können sich großartig ergänzen und bereichern. Frau Heidelberger, die Leiterin des Hospizes und Frau Dr. Behrendt, Vorsitzende des Vereins, dankten allen Förderern und Unterstützern und forderten die Anwesenden auf, das Haus nun mit Leben zu füllen. Zum Abschluss berichtete Pfr. Stipinovic noch einmal von der Namensgeberin des Hospizes Schwester Paterna, die uneitel, machtlos, hartnäckig aber liebevoll mit ihrem klapprigen Fahrrad durch Viernheim zog um sich von den Wohlhabenden Gaben zu erbitten, die sie an die Armen und Kranken weitergegeben hat. In diesem Sinne erhielten die Gäste der Einweihungsfeier ein Säckchen mit Gebetsperlen und einem Schutzengel zum nach Hause tragen, verbunden mit der Hoffnung, dass viele Menschen Unterstützung jeglicher Art in den Hospizverein und in das stationäre Hospiz wieder hineintragen. Denn die Hospizbewegung lebt durch achtsame, mutige, vielseitig engagierte Menschen.